Koch-Presse
20.10.2011
UNION: Plötzlich obenauf
Nicht oft schafft ein Eigengewächs den Sprung ins Profiteam. Christopher Quiring (20) aber hat es bei Union Berlin gepackt
Die Bodenhaftung hat Christopher Quiring nicht verloren. Seine neue vortreffliche Situation beim Zweitligisten 1. FC Union Berlin kommt dem 20-Jährigen anscheinend selbst ein bisschen ungeheuerlich vor. „Manchmal denke ich darüber nach, dass ich vor einem halben Jahr noch in der Oberliga gegen Gegner wie Ludwigsfelde gespielt habe“, sagt der 20-Jährige. „Das ist ein großer Unterschied zur 2. Bundesliga. Diese Weiterentwicklung freut mich.“
Sein Quantensprung lässt sich mit Zahlen belegen. Am Sonntag in Aue dürfte der 1,70 Meter große Außenbahnspieler sein 11. Saisonspiel bestreiten. 10 Mal davon spielte er von Beginn an, sechs Mal über die volle Zeit. Einmal wurde nur deshalb Quiring eingewechselt, weil er nach einer Gürtelroseerkrankung noch nicht wieder vollständig genesen war. Seinen Stammplatz untermauerte Quiring mit vier Saisontoren. In der vereinsinternen Torjägerliste liegt er damit mit Angreifer Silvio gemeinsam auf Platz eins.
„Er versucht immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Wer viel arbeitet wird auch belohnt. Er hat im Moment einen kleinen Lauf“, sagte Union-Trainer Uwe Neuhaus nach dem 2:0-Erfolg über den Karlsruher SC. Quiring hatte quasi ohne eigenes Zutun die 1:0-Führung erzielt. Er wurde von KSC-Keeper Dirk Orlishausen angeschossen. „Ich weiß nicht, ob es mit dem Oberschenkel oder Rücken war“, schmunzelt Quiring. „Meine Stärke ist das Läuferische. Dadurch komme ich zu Chancen, weil ich oft bei Offensivaktionen dabei bin.“
Sein Höhenflug war in der vergangenen Saison nicht abzusehen. Sein Debütjahr im Profibereich (11 Einsätze / 1Tor) hatte einige Tiefen. Er absolvierte nur zwei Einsätze über die volle Spielzeit, zwischen Anfang November und Anfang April stand er in Liga zwei nicht auf dem Feld. Er trainierte zwar bei den Profis, Spielpraxis gab es aber nur in der zweiten Mannschaft. Erst ein Rüffel von Trainer Uwe Neuhaus leitete die Kehrtwende ein.
„Ich habe nur noch am Training teilgenommen, ohne Akzente zu setzen. Dann kam meine Chance, mich für die neue Saison anzubieten, weil Spieler wie Brunnemann oder Thomik damit rechneten, keinen Vertrag mehr zu bekommen“, erinnert sich Quiring. „Die haben im Training ein bisschen zurückgesteckt und nicht mehr Vollgas gegeben.“ Quiring drehte hingegen auch in der Vorbereitung auf. Neuverpflichtung Patrick Zoundi von Fortuna Düsseldorf kam bislang nicht am Youngster vorbei.
Vielleicht verdient sich Quiring im Nachhinein die Sporen für eine Auszeichnung, die ihm unangenehm ist. Er wurde im August als Berlins Amateurfußballer Berlins 2010/11 ausgezeichnet. „Das bezog sich ja mehr auf die Leistungen der zweiten Mannschaft. Bei der Abstimmung habe ich sicher von der Unterstützung vieler Union-Fans profitiert. Andere Spieler hätten die Ehrung vielleicht eher verdient“, glaubt Quiring, der neidisch auf Pierre-Michel Lasogga von Hertha BSC und dessen Trophäe als Berlins Profisportler des Jahres schaute.
Sein Aufstieg bei Union wird von vielen Menschen wohlwollend betrachtet. Seit seinem Wechsel vom BSC Marzahn im Sommer 2002 hatte Quiring alle Altersklassen in Köpenick durchlaufen. Er gehört neben Defensivmann Christoph Menz zu den Aushängeschildern der Nachwuchsabteilung. Zudem stand er früher selbst im Fanblock auf der Waldseite. Als langjähriger Union-Anhänger hat auch Vater Ingo großen Anteil an der Union-Karriere seines Sohnes. Als sich 2002 auch der FC St. Pauli und Hannover 96 für den Junior interessierten, setzte sich das „eiserne“ Herz des Vaters durch.
Nun setzt die ganze Familie voll auf den Fußball, bei Union besitzt Quiring einen Vertrag bis 2015. Die Lehre zum Metallbauer hat Quiring im Jahr 2010 nach 24 Monaten Ausbildung abgebrochen. Die Bodenhaftung will der kleine Flitzer aber maximal für ein Kopfballtor verlieren. Das fehlt ihm noch in seiner Profistatistik. MATTHIAS KOCH
Die Bodenhaftung hat Christopher Quiring nicht verloren. Seine neue vortreffliche Situation beim Zweitligisten 1. FC Union Berlin kommt dem 20-Jährigen anscheinend selbst ein bisschen ungeheuerlich vor. „Manchmal denke ich darüber nach, dass ich vor einem halben Jahr noch in der Oberliga gegen Gegner wie Ludwigsfelde gespielt habe“, sagt der 20-Jährige. „Das ist ein großer Unterschied zur 2. Bundesliga. Diese Weiterentwicklung freut mich.“
Sein Quantensprung lässt sich mit Zahlen belegen. Am Sonntag in Aue dürfte der 1,70 Meter große Außenbahnspieler sein 11. Saisonspiel bestreiten. 10 Mal davon spielte er von Beginn an, sechs Mal über die volle Zeit. Einmal wurde nur deshalb Quiring eingewechselt, weil er nach einer Gürtelroseerkrankung noch nicht wieder vollständig genesen war. Seinen Stammplatz untermauerte Quiring mit vier Saisontoren. In der vereinsinternen Torjägerliste liegt er damit mit Angreifer Silvio gemeinsam auf Platz eins.
„Er versucht immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Wer viel arbeitet wird auch belohnt. Er hat im Moment einen kleinen Lauf“, sagte Union-Trainer Uwe Neuhaus nach dem 2:0-Erfolg über den Karlsruher SC. Quiring hatte quasi ohne eigenes Zutun die 1:0-Führung erzielt. Er wurde von KSC-Keeper Dirk Orlishausen angeschossen. „Ich weiß nicht, ob es mit dem Oberschenkel oder Rücken war“, schmunzelt Quiring. „Meine Stärke ist das Läuferische. Dadurch komme ich zu Chancen, weil ich oft bei Offensivaktionen dabei bin.“
Sein Höhenflug war in der vergangenen Saison nicht abzusehen. Sein Debütjahr im Profibereich (11 Einsätze / 1Tor) hatte einige Tiefen. Er absolvierte nur zwei Einsätze über die volle Spielzeit, zwischen Anfang November und Anfang April stand er in Liga zwei nicht auf dem Feld. Er trainierte zwar bei den Profis, Spielpraxis gab es aber nur in der zweiten Mannschaft. Erst ein Rüffel von Trainer Uwe Neuhaus leitete die Kehrtwende ein.
„Ich habe nur noch am Training teilgenommen, ohne Akzente zu setzen. Dann kam meine Chance, mich für die neue Saison anzubieten, weil Spieler wie Brunnemann oder Thomik damit rechneten, keinen Vertrag mehr zu bekommen“, erinnert sich Quiring. „Die haben im Training ein bisschen zurückgesteckt und nicht mehr Vollgas gegeben.“ Quiring drehte hingegen auch in der Vorbereitung auf. Neuverpflichtung Patrick Zoundi von Fortuna Düsseldorf kam bislang nicht am Youngster vorbei.
Vielleicht verdient sich Quiring im Nachhinein die Sporen für eine Auszeichnung, die ihm unangenehm ist. Er wurde im August als Berlins Amateurfußballer Berlins 2010/11 ausgezeichnet. „Das bezog sich ja mehr auf die Leistungen der zweiten Mannschaft. Bei der Abstimmung habe ich sicher von der Unterstützung vieler Union-Fans profitiert. Andere Spieler hätten die Ehrung vielleicht eher verdient“, glaubt Quiring, der neidisch auf Pierre-Michel Lasogga von Hertha BSC und dessen Trophäe als Berlins Profisportler des Jahres schaute.
Sein Aufstieg bei Union wird von vielen Menschen wohlwollend betrachtet. Seit seinem Wechsel vom BSC Marzahn im Sommer 2002 hatte Quiring alle Altersklassen in Köpenick durchlaufen. Er gehört neben Defensivmann Christoph Menz zu den Aushängeschildern der Nachwuchsabteilung. Zudem stand er früher selbst im Fanblock auf der Waldseite. Als langjähriger Union-Anhänger hat auch Vater Ingo großen Anteil an der Union-Karriere seines Sohnes. Als sich 2002 auch der FC St. Pauli und Hannover 96 für den Junior interessierten, setzte sich das „eiserne“ Herz des Vaters durch.
Nun setzt die ganze Familie voll auf den Fußball, bei Union besitzt Quiring einen Vertrag bis 2015. Die Lehre zum Metallbauer hat Quiring im Jahr 2010 nach 24 Monaten Ausbildung abgebrochen. Die Bodenhaftung will der kleine Flitzer aber maximal für ein Kopfballtor verlieren. Das fehlt ihm noch in seiner Profistatistik. MATTHIAS KOCH